Aus Vier mach Acht? Teilweise hitzige Diskussion mit den LandratskandidatInnen zur B26n
250 Besucher wollten die Podiumsdiskussion der LandratskandidatInnen für den Landkreis Main-Spessart in der vollbesetzten Festhalle in Billingshausen verfolgen. Darunter etliche Bürgermeister aus umliegenden Gemeinden, aber auch Staatsminister a.D. Eberhard Sinner und MdB Alexander Hoffmann. Und das, obwohl es in der Diskussion nur um ein Thema ging – den umstrittenen Bau der Bundesstraße B26n.
Katharina Vautrin-Hofmann von der Bürgerinitiative „Bürger und Kommunen gegen die Westumgehung Würzburg (B26n) e.V.“ hatte die Inhalte vorbereitet und stellte das Themengebiet kurz vor. Diskutiert wurden die Themengebiete und die möglichen Auswirkungen einer B26n auf Main-Spessart als Lebensraum, als Wirtschaftsraum, als Verkehrsraum und auf Main-Spessart im Klimawandel. Armin Beck, stellv. Vorsitzender der BI, musste kurzfristig als Moderator einspringen.Martin Geilhufe konnte aufgrund eines Zug-Ausfalls nicht anreisen. Das Thema der notwendigen Verbesserungen im Zugverkehr und im ÖPNV war damit bereits vor Beginn geklärt. Großes Lob an Katharina Vautrin-Hofmann, Armin Beck und insbesondere auch an die fünf LandratskandidatInnen. Alle machten ihre Sache sehr gut!
Während die Befürworter der B26n, Pamela Nembach (SPD), Sabine Sitter (CSU), Christoph Vogel (FW) und Hubert Fröhlich (FDP) die Vorteile durch die B26n bei der Verbesserung der Wohnqualität im Werntal sehen, möchte Christian Baier (Die Grünen) Verbesserungen im Werntal über besser verträgliche Maßnahmen erreichen. Sicher nicht im gleichen Umfang, aber dafür ohne mehr Transitverkehr durch den Landkreis.
Beim Thema Wirtschaft waren sich alle einig. Marktheidenfeld hat durch die Nähe zur Autobahn einen Standortvorteil. Und Digitalisierung ist das Zukunftsthema für die Wirtschaft. Bemerkenswert: keiner der KandidatInnen sah durch die B26n einen signifikanten wirtschaftlichen Vorteil für Main-Spessart.
Der ÖPNV muß verbessert und andere Mobilitätsformen müssen gefördert werden. Pamela Nembach unterstrich die Notwendigkeit der Reaktivierung von Bahnlinen und Haltepunkten. Sabine Sitter brachte die Meinung aller auf den Punkt als sie sagte „Mobilität muß neu gedacht werden“. Trotzdem wird das Kfz im Landkreis auf absehbare Zeit unverzichtbar bleiben. Soweit herrschte Einigkeit. Hubert Fröhlich scherte dann etwas aus, als er dafür plädierte, dem Verkehr, insbesondere dem überregionalen LKW-Verkehr, immer den möglichst kürzesten Weg auf gut ausgebauten Straßen durch den Landkreis anzubieten. Wie viel neue Straßen dazu im Landkreis gebaut werden sollten, ließ er offen.
Einigkeit dann auch wieder, dass der Klimawandel nur durch eine Änderung beim Verhalten abgemildert werden kann und dass die B26n für den Klimawandel nur eine unwesentliche Rolle spielt. Kritischer wurde die Flächenversiegelung durch eine B26n für den bereits angespannten Grundwasserspiegel in der Region gesehen. Baier kam als Einziger bei seiner persönlichen Abwägung zum Ergebnis, dass er bei der B26n mit dem freiwilligen Verzicht auf eine neue Straße zugunsten des Klimaschutzes beginnen möchte.
Trotz soviel Einigkeit war es eine anspruchsvolle Runde für die KandidatInnen. Und das obwohl die Diskussion zwischen den Kandidaten gewohnt harmonisch verlief. Hierzu trugen die Wortmeldungen der Besucher bei. Hier nur zwei Beispiele:
Wolfgang Schlund aus Billingshausen fragte die KandidatInnen, welchen Weg der Schwerlastverkehr aus Richtung Osten auf einer B26n bei der Abfahrt Billingshausen wohl nehmen würde? Weiter auf der B26n bis Helmstadt und dann über die A3 Richtung Frankfurt oder die nur etwa halb so lange Strecke über Billingshausen, Birkenfeld und Marktheidenfeld zur A3.
Auch auf die Frage von Günter Krönert aus Duttenbrunn, wie mit dem geschlossenen Widerstand im Landkreis Würzburg gegen den Bau des Abschnitts von Karlstadt bis zur A3 bei Helmstadt umgegangen werden soll, gab es interessante Antworten. U.a von Christoph Vogel. Er hält es für möglich auch für die drei Bauabschnitte von Arnstein bis Lohr einen guten Kompromiss zu finden, der für die Werntalgemeinden und Steinbach Entlastung bringt. Einen Weiterbau der B26n sieht er dann nicht mehr als notwendig an.
Eines ist nach dieser Diskussionsrunde offensichtlich. Egal wer die oder der neue Landrat von Main-Spessart wird. Sie oder er hat die Aufgabe, den Landkreis in dieser Frage zu einen. Sonst hätten wir neben vier Altlandkreisen zusätzlich eine Zweiteilung in Gewinner und Verlierer durch eine B26n. Aus Vier mach Acht kann niemand wollen.
Offen blieb auch, wie die oder der zukünftige Landrätin/Landrat eine Spaltung in Gewinner und Verlierer durch eine B26n verhindern möchte? Wie kann ein Kompromiss gefunden werden, wenn gar keine Gespräche stattfinden? Solange die politischen Befürworter der B26n den Bau vorantreiben, aber gleichzeitig schuldig bleiben, wie die Gesamtlösung aussehen und über was wann gesprochen werden soll, bleibt die Situation verfahren. Die BI kann nur weiterhin Gesprächsbereitschaft signalisieren und solange den Protest bündeln, bis die von allen Befürwortern immer wieder angekündigten Gespräche für Kompromisse offiziell angeboten werden. Lediglich über eine neue Straße 100 m rechts oder links wird die BI allerdings nicht diskutieren.
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